Valpolicella Ripasso – der kleine Bruder des Amarone?

Die Produktion des gehaltvollen Rotweins aus der norditalienischen Region Valpolicella übertrifft heute sogar die des weltbekannten Amarone. Damit tritt der Ripasso langsam, aber sicher aus dem Schatten seines grossen Vorbilds. Und das mit gutem Grund: Der Ripasso gilt als ebenso charakterreich, ist meist jedoch deutlich preiswerter.

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Beim Ripasso ist der Name Programm: Das italienische Wort steht für «erneuter Durchgang» und bezieht sich auf den Herstellungsprozess des Weines. Dabei wird der bereits vergorene Wein im Frühling mit dem Trester aus der Amarone-Erzeugung vermischt. Als Trester werden die Rückstände bezeichnet, die beim Auspressen der Trauben entstehen. Dadurch kommt es zu einer zweiten Gärung, dem «erneuten Durchgang», welche dem Ripasso die leicht bittere Note des Amarone verleiht. Von seinem grossen Bruder unterscheidet sich der Ripasso im etwas geringeren Alkoholgehalt und dem Preis, der meist deutlich tiefer liegt.

Der Ripasso wird ausschliesslich aus Rebsorten gewonnen, die in Venetien heimisch sind. Die Verwendung der Rebsorten Corvina Veronese und Rondinella ist fest vorgeschrieben, lediglich etwa 20 % des Weins darf aus anderen, einheimischen Trauben stammen. Der Anbau und die Vinifikation sind ausserdem nur in rund 20 Gemeinden Venetiens gestattet. Erstmals einen Wein nach dem Ripasso-Verfahren hergestellt hat das berühmte Weingut «Masi» im Jahre 1964. Der Kellermeister verfolgte das Ziel, dem leichten Valpolicella-Wein mehr Leben und Charakter einzuhauchen – was ihm ganz offensichtlich gelang.

Schon gewusst?

Trester sind die Rückstände, die beim Auspressen der Weintrauben entstehen. In der Schweiz geläufig ist dafür der Begriff «Träsch», aus dem früher der gleichnamige Schnaps gewonnen wurde. Da moderne Apfel- und Birnen-Mostpressen kaum Flüssigkeit im Trester übriglassen, wird «Träsch» heute meist aus ganzen Äpfeln und Birnen hergestellt.